ROCK LEGENDEN -Tourstart in Leipzig 08.05.2022

Tour-Start der ROCK LEGENDEN in der Quarterback Immobilien Arena in Leipzig am 08.05.2022 - wie lange haben wir darauf gewartet. Zwei Jahre, um genau zu sein, denn coronabedingt wurde die Tour zunächst vom Frühjahr 2020 nach 2021 verlegt, dann von 13 auf acht Veranstaltungen zusammengestrichen und ins jetzige 2022 verschoben.

Doch das lange Warten hat sich gelohnt. Das Konzept, drei Bands in einem Konzert erleben zu können, wobei immer wieder einzelne Musiker bei den "Kollegen" aushalfen,  ging wie bereits 2014, 2016 und 2018 auf. Anders als in 2018 mit Matthias Reim waren diesmal zwei Gastmusiker dabei: Alexander Knappe und Dirk Michaelis.

Wir freuten uns also auf die beiden und waren sehr gespannt, wann und wo sich diese beiden zwischen den "großen" CITY, SILLY und MASCHINE einreihen würden.

 Der große Vorhang, bekannt von den ersten ROCK LEGENDEN-Touren, fiel pünktlich um 20.°° Uhr mit dem Intro zu "Klarer Fall (Born in the GDR)" und da standen sie nun: 16 Mann und eine Frau. Zusammen gaben sie den neuen, auf dem aktuellen CITY- Album "Die letzte Runde" erschienenen Titel kraftvoll zum Besten.

Die Bühne lichtete sich und der erste Block begann mit MASCHINE's "Auf das Leben". Neben Jörg Weisselberg und Uwe Hassbecker an den Gitarren, Marcus Gorstein am Keyboard, Simon Pauli mit hochgebundenen Haaren am Bass und dem Geburtstagskind Leo Vaessen an den Drums spielte SILLY- Musiker Rüdiger Ritchie Barton am Keyboard mit. Bevor der zweite Song "LEBENSZEIT" mit Unterstützung vom langjährigem MASCHINE-Freund und CITY-Musikern Fritz Puppel an der Gitarre und Toni Krahl im Duett-Gesang erklang, bedankte sich MASCHINE bei dem Multiart-Team, namentlich Ina Nowakowski und Rolf "Battle" Henning sowie Semmel-Concerts für den Glauben an und das Ermöglichen der Tour. 

MASCHINE erklärte das Entstehen des Vorspiels zum dritten Lied, "Hasi" Uwe Hassbecker bemerkte dazu: "ich liebe Vorspiele, auch ohne Gitarre." und begann mit pfeifen, die herbstliche Stimmung des Liedes "Regen" einzufangen. Zunächst allein, dann mit uns Publikum. Gesanglich unterstützt wurde Maschine wie schon 2014 beim Record Release Konzert zu seinem ersten Soloalbum nach den Puhdys von der unvergleichlichen Julia Neigel. 

Dann krachten die Eisbären von der Bühne, bärenstark und voll Energie. Das Publikum, wir eingeschlossen, grölte lautstark mit.

Nun verkündete Maschine etwas ,was unsere Herzen höher schlagen ließ: "Im Dezember" (genauer am 30.12.2022) "erscheint mein neues Album "Große Herzen"." ( ab sofort vorbestellbar, Link zum Shop)

 

Das nächste Highlight folgte: "Das Buch", entstanden 1984 und aktueller denn je. Kein Tränen- sondern ein Lichtermeer aus Smartphoneleuchten und einer einzelnen Feuerzeugflamme durchzog die Arena.

Nun war es daran, alle Musiker an den Bühnenrand zu holen, um sich mit einer Verbeugung von uns Publikum zu verabschieden. Nur noch Maschine war mit seiner Gitarre auf der Bühne. Die Antwort auf die von ihm gestellte Frage: "Kennt ihr das noch?" wurde mit lautstarkem Mitgesang quittiert: "Alt wie ein Baum". Jetzt waren MASCHINEs Bandmitglieder Leo, Simon, Jörg und Markus wieder zu sehen und hören, um gemeinsam das siebte und letzte MASCHINE-Lied zu intonierten. Schön, das anders wie bei schon erlebten Konzerten alle Musiker bis zum Schluss auf der Bühne blieben, auch als der letzte Ton verklungen und nur noch das Publikum zu hören war: "Was bleibt, sind Freunde im Leben."

Erneut bedanken sich die fünf Musiker mit einer tiefen Verbeugung bei uns Publikum.

 

Dann folgte die schon aus den letzten ROCK LEGENDEN- Konzerten bekannte Uhr mit dem 2-Minuten-Umbau-Countdown. Die Spannung stieg: Wer kommt als nächstes?

 

Der aus Cottbus stammende Gastmusiker beantwortete diese Frage: "ich bin Alexander Knappe und freue mich, heute bei den ROCK LEGENDEN dabei sein zu dürfen". Und weil sein Vater, der übrigens im Publikum saß und von Alexander begrüßt wurde, bekennender Holger Biege-Fan sei, erklang "Sagte mal ein Dichter". Musikalisch unterstützt wurde er von der soeben erlebten MASCHINE-Band, ergänzt durch Uwe Hassbecker an der Geige. Da dem "Lausitzer Jung'", wie Knappe sich selbst bezeichnete, zu warm wurde, entledigte er sich seiner Jacke und gab ein eigenes Stück zum Besten: "Weil ich wieder zu Hause bin". Nicht nur auf der Bühne, sondern auch zwischen uns Publikum wirbelte der junge Mann dabei hin und her. Und mit dem letzten Trommelschlag sprang er - vorn von der Bühne herunter. Ein Abgang der anderen Art, so noch nie gesehen.

 

Erneut folgte die 2-Minuten-Umbau-Countdown-Uhr. Wieder stieg die Spannung: CITY oder SILLY?

Die Fans der erstgenannten Band durften sich noch etwas gedulden.

 

Mit Ronny Dehn am Schlagzeug, Uwe "Hasi" Hassbecker an der Gitarre, Hans-Jürgen "Jäcki" Reznicek am Bass, Rüdiger "Ritchie" Barton am Keyboard und Julia Neigel am Mikro begann der zweite, der SILLY-Block. "Die wilde Mathilde" wurde mit Unterstüzung von Jörg Weisselberg über die Bühne getrieben. Wild war sie , die Julia, der man wie auch allen anderen Musikern ansah, das sie nach langer Zeit endlich wieder das machen dürfen, was sie am besten können: Musik. Das wie bei der zuletzt erlebten SILLY-Tour von Anna R. gesungene "Bataillon D'Amoure" hörte sich auch mit Julias Stimme toll an. CITY-Musiker Manfred "Manne" Hennig brachte mit seinem Keyboardeinsatz in das folgende "Wo fang ich an?" noch mehr Leben hinein.

Ein Highlight war das vierte Stück. Nicht nur, weil CITY-Frontmann Toni Krahl den "Mont Klamott" zusammen mit Julia besang, sondern auch, sondern auch das mitten im Song präsentierte "Drum-Battle" machten dieses Stück zu etwas ganz besonderem. Ronny Dehn, CITYs Roger Heinrich und MASCHINEs Leo Vaessen lieferten einen Schlagabtausch, der sich gewaschen hatte. Sensationell. Ritchie stellte sie dann auch vor und Hassbe erwähnte, das sein Sohn Leo heute Geburtstag hat. Natürlich bekam er von uns Publikum ein "Happy Birthday". Allerdings müsste sowohl am Text als auch an der Melodie noch etwas gefeilt werden…

Mit dem 1989 auf dem Album "Februar" veröffentlichten S.O.S., das damals Kritik an den Lebensbedingungen in der DDR übte, bekamen wir einen weiteren Meilenstein der SILLY-Musikhistorie auf die Ohren (und Augen). Nach den Soli von Ritchie und Uwe in dem Stück verneigte sich Julia dankend neben den beiden. Mit "Alles rot", unterstützt von CITY-Keyboarder Manfred "Manne" Hennig und einigen roten Luftballons, auf die Bühne geworfen von den in der ersten Reihe anwesenden SILLY-FanclubmitgliederInnen, endete der überragende SILLY-Teil des Abends, nicht jedoch, ohne das sich die Musizierenden von uns mit einer Verbeugung am Bühnenrand verabschiedeten.

 

Jetzt war es an der Zeit für den zweiten Gast: Dirk Michaelis. Ganz allein stand er da im Rampenlicht. Und ganz allein sang er a cappella inbrünstig kraftvoll und melodiös vom "Fischlein unterm Eis" Gänsehautfeeling pur. Die Standing Ovation dafür war mehr als verdient. 

Die Melodie des nächsten Liedes hatte Dirk Michaelis schon als Kind erdacht, der Text für das auf dem KARUSSELL-Album "Cafe Anonym" 1987 veröffentlichte Stück stammt von Gisela Steineckert. Richtig: Der am weißen Flügel Platz genommene Künstler begleitete sich selbst zu "Als ich fortging".

 

Die obligatorische 2-Minuten-Countdown-Uhr zählte rückwärts bis 0.

 

Eine verfremdete "Ode an die Freude" als Intro für den dritten Akt füllte die Arena und Manfred "Manne" Hennig am Keyboard, Fritz Puppel an der Gitarre, Georgi "Joro" Gogow an der Geige und Bass, Roger Heinrich an den Drums sowie Toni Krahl an der Geige und Mikro begannen den CITY-Teil des Abends mit "Die Hymne - Come together" vom aktuellem und letzten Album "Die letzte Runde". Das rockte, das fetzte, das machte Spaß. Den Musikern und uns Publikum. Noch im Lied erklärte der Frontmann, das es keinen besseren Ort für den Tourauftakt der ROCK LEGENDEN gäbe als Leipzig. (Ich denke, in jedem anderen Ort hätte er entsprechendes gesagt…). Stolz seien sie, die CITYs, zum vierten Mal ein Teil der ROCK LEGENDEN zu sein. Außerdem wünschte er uns viel Spaß und viel Glück .

Den zweite Kracher, "Flieg' ich durch die Welt", unterstützte MASCHINE mit Gesang und Gitarrenriffs. Dafür gab es von Toni im Anschluss ein: " Danke, MASCHINE, haste fein gemacht". 

"Wir sind nicht mit leeren Händen heute hier angekommen", erklärte Toni dann. Sie hätten das neue Album ("Die letzte Runde, 2022) dabei und daraus möchten sie nun etwas spielen. Es klänge biblisch, sei es aber nicht, so der Krahl weiter. "Wir haben Wind gesät". Und es gibt nichts, was uns hindert, besser zu sein. Wie wahr.

Auch danach blieben die Musiker, wie Toni moderierte, bei den 2020ern (da sollte die Tour ursprünglich stattfinden), der Refrain des Folgenden stamme allerdings aus den 70er/80ern: "Das Blut so laut". Ein geniales Remake des "Unter der Haut" von 1983.

Wer schon ein "Candlelight-Spektakel" der CITYs erlebt hat, weiß, das Toni ein bekennender Goethe-Fan ist. Und so zitierte er dann auch den Meister: "Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute." Um anschließend mitzuteilen, daß das nächste Stück nicht "Leipzig", sondern "Berlin" (z.B.Susan) sei. Gut, das ausgerechnet bei diesem Klassiker SILLY-Gitarrist Uwe mit auf der Bühne stand. Denn die "Gitarre mit Hut" Fritz hatte arge Probleme mit seinem Instrument. Erst nach zweimaligem Austausch des Instruments war auch sein Spiel wieder zu vernehmen. Das ist halt Live. Übrigens war auch der SILLY-Keyboarder Ritchie bei "Berlin" mit von der Partie. " Hasi, Dir gebührt großer Dank", so Toni im Anschluss zu Hassbe.

Wer mitgezählt hatte, konnte sich schon denken, was als nächstes auf dem Zettel stand: DER CITY-Song schlechthin. Nicht die Drei-Minuten-Radiofassung, aber leider auch nicht die 17-minütige Reeperbahnversion. Zunächst die fünf CITYs allein, im Verlaufe des Werkes dann mit Uwe Hassbeckers Violinenspiels lauschten wir begeistert etwas mehr als acht Minuten "Am Fenster". Bevor sich die zuletzt sechs auf der Bühne aktiven Musiker vor uns Publikum verneigten, bedankte Toni sich explizit bei Uwe, MASCHINE und Roger Heinrich. Außerdem bat er uns, wenn wir später wieder zu Hause seien, schöne Grüße von CITY zu bestellen. Dann verneigten sich Joro, Manne, Fritz und Toni. Der dritte Musikblock war zu ende.

 

Nicht jedoch der ROCK LEGENDEN- Abend. 

Die Countdown-Uhr wurde nun nicht mehr benötigt, denn kaum waren die vier CITYs von der Bühne verschwunden, standen sie schon wieder da - mit allen bisher bereits gesehenen Künstlerinnen. Das FINALE. "Wir sind wir", bekannt aus der ROCK LEGENDEN-Tour 2018, musizierten die siebzehn gemeinsam. Den Textpart, den 2018 der KARATler Claudius Dreilch sang, übernahm Dirk Michaelis. Wie 2018 übernahm auch diesmal Toni Krahl die Musikervorstellung während des Stückes, zunächst die drei Drummer, dann die Keyboarder, als nächstes die Bassisten und die Gitarristen, zum Schluss dann die MikrofonIsten. "...und icke" - Julia Neigel dazu : "Toni Krahl".

Den Konzertabend beendeten die 17 Akteure mit dem 1983 von SILLY veröffentlichten "Ein Lied für die Menschen". Ein wirklich würdiger Abschluss des tollen Konzerts in Leipzig.

 

Nach über zwei Stunden standen sich ein überglückliches Publikum und eine ebenso empfindende Musikerschar gegenüber. Letztere verneigte sich geschlossen vor dem erstgenannten, bevor sie in den Backstagebereich verschwandt. 

 

Nach dem Konzert konnten wir uns mit einigen FreundInnen wie immer noch persönlich bei den meisten Spielleuten bedanken und verabschieden, nicht, ohne vorher noch über das soeben Erlebte zu "fachsimpeln". Ob beim nächsten Konzert tatsächlich auf Wunsch eines einzelnen Bassisten drei " Bättelchen" aufgestellt werden, bleibt abzuwarten …

 


Magdeburg 14.5.2022